Der Dorfpoet
von Max Hackner
Lustspiel in 3 Akten
Spielzeit: Dezember 2002 - Januar 2003
Zum Inhalt
"Schuster bleib bei deinen Leisten" - so könnte der Untertitel des Premierenstückes der Heimatbühne Seeon "Der Dorfpoet" von Max Hackner sein. In gewohnter, routinierter weise zauberten die Akteure des Seeoner Theaters ein Lustspiel auf die Bretter, das die Zeit im Nu entschwinden ließ. Ohne jegliche unnötige Eintönigkeit war das Stück, das um die Wende zum 20. Jahrhundert spielt, in original- getreuen Kostümen und Dekoration.
Hier achtete Regisseur Josef Mair strengstens auf jedes Detail, ohne dabei penibel übertriebenen zu werden. In einer schlichten Art zeigt sich das Bühnenbild für den Zuschauer überschaubar und durch- dacht. Schön die Probleme jener Zeit auf die heutige Zeit umzudenken. Im Vordergrund der Geschichte steht das 25 jährige Jubiläum der Feuerwehr von Moshofen.
Im Gemeinderat wird eifrigst darüber diskutiert, wie und mit welchen besonderen Besonderheiten so ein Fest aus- geschmückt werden kann. Sollen etwa "nackerte" Weiber auftreten, die von Fuß bis Oberschenkel und Hand bis Schulter die blanke Haut zeigen? Der Gemeinderat unter Vorsitz des Bürgermeisters Josef Rottenkolber (Martin Huber), hält hier alle Fäden in der Hand. Nur der Gemeinderat Ignaz Reitmeier (Josef Mair) hat leichte Probleme, denn seine Tochter, als Fahnenbraut auserkoren, ist unter widrigen Umständen in andere Umstände geraten. Nun muss in einer harten Sitzung eine neue Fahnenjungfrau bestimmt werden. Georg Leistenhuber ( Franz Berger), ärmlicher Schuster, aber begnadeter Dichter, will diese Chance für seine Vevi (Regina Weistenfeld) nutzen. Da der neue Dorfschullehrer Konrad Geistberger (Konrad Daxenberger) durch seine, fast verwandtschaftlichen Beziehungen, den Besuch des Prinzregenten Luitpold in Aussicht stellt, wird das Fest zur Staatsangelegenheit. Unter der Bedingung für die Ankunft des Landesherrn ein Gedicht zu verfassen, erhält der Schuster Leistenhuber das Ehrenamt für seine Tochter. Hier haben der Dorfschmied Ferdinand Fäustlinger (Peter Freiwang) und der Feuerwehrkommandant Alois Zintlhuber (Michael Berger) das Nachsehen. Gewürzt wird die Komödie durch die Liebe, in Form des verliebten Dorfschullehrers Geistberger zur armen Schusterstochter Vevi. Vater Leistenhuber dagegen hat ganz andere Pläne mit seiner Vevi. Sie soll den reichen Schuh- fabrikanten Salamandinger heiraten. Allerdings hat er nicht mit seiner resoluten Tochter gerechnet, die um ihren Dorfschul- lehrer, trotz Tratscherei von Tante Lore (Edith Urbauer) und den Beschimpfungen ihres Vaters kämpft. Auch hält sie noch den größten Trumpf in ihrer Hand, denn der begnadete Dorfpoet Leistenhuber kann nur dichten, wenn er zu tief ins Glas geschaut hat, ansonsten sind die Reime eher dürftig. Mit List und Tücke, wenn auch mühsam versucht sie mit ihrem Dorf- schullehrer das Blatt so zu wenden, dass es für den Vater unumgänglich sich das Gedicht vom "windigen Tafellappen", sprich dem Lehrer verfassen zu lassen. Das spitzt sich zu, als der Feuerwehrkommandant Zintlhuber darauf besteht das Gedicht zu hören, denn Vizebraut ist seine Tochter... Die Charaktere der einzelnen Personen sind von der Regie sorgsam besetzt. Lehrer Geistberger, alias Konrad Daxenberger in liebenswürdig, tollpatschiger Art, dennoch nicht dümmlich im Part mit der immer reizenden Regina Weistenfeld als Vevi. Edith Urbauer als Tante Lore, stets mit dem Ohr am Puls der Zeit, spielt in kurzen Passagen ihr Talent aus. Der Gemeinderat, mit Oberhaupt Josef Rottenkolber (Martin Huber), stellt ohne spottend zu wirken, die alten bayerischen Werte in den Mittelpunkt. Michael Berger, als Kommandant der Feuerwehr, Josef Mair als Ignaz Reitmeier und Ökonom und Peter Freiwang als Dorfschmied Fäustlinger verkörpern in ihren Rollen ureigenste Menschenschläge mit ihrer ganzer Seele. Dazwischen saust noch der Gemeindediener Anton Zwerdlinger (Markus Brandstätter) umher, dem der Klamauk aus dem Gesicht strahlt. Krönung des Stückes ist Schuster- meister Georg Leistenhuber, arm, doch nicht unterwürfig geht er durch die Dorfhierarchie seinen Weg. Stolz verkörpert Franz Berger diese Rolle, ohne dabei überheblich zu wirken.
Text: Christa Stifter
Regie: Josef Mair